Bevor ich meine öffentliche E-Mail-Adresse wegen massivem Spam-Aufkommens sperren musste, erreichten mich immer wieder verschiedenste Anfragen zum Maschinenbaustudium. Diese Anfragen reichten von der Frage nach Berichten zum Vorpraktikum über Anfrage nach der vollständigen Konstruktionsarbeit meines Planetengetriebes im gewünschten CAD-Format bis hin zu „Soll ich Maschinenbau studieren?“
Deshalb nachfolgend meine gewonnen Erkenntnisse und Empfehlungen. An der Stelle kurz mein Hintergrund: Allgemeines Abitur naturwissenschaftlicher Zweig, Maschinenbau-Studium Fachrichtung Ingenieursinformatik an der FH Augsburg von 1997 bis 2001 (8 Semester einschließlich. Diplomarbeit).
Diese Frage ist nicht einfach und auch nicht allgemein zu beantworten. Ich möchte hier auch nicht irgendwelche Prognosen über die zukünftige Entwicklung der Maschinenbaubranche anstellen. Darum geht es auch nicht.
Was machst du unheimlich gern? Was macht dir so viel Spaß, dass du ein schlechtes Gewissen bekämest, wenn du dafür Geld verlangen würdest? Was kannst du besonders gut? Für welche Fähigkeiten loben dich deine Freunde? Es geht an der Stelle mehr darum, wie du dich selbst definierst. Deine Ziele, Wünsche, Empfindungen. Warum? Du kannst nur in dem Feld gut sein, das dir auch Spaß macht.
Am besten zuerst mal die eigenen Interessensgebiete notieren, dann auf drei reduzieren. Die Schnittmenge dieser drei Gebiete sollte dein Ziel sein. Jetzt benötigst du die Funktion, die diese Schnittmenge ausfüllt. Das musst du dir überlegen, oder auch jemand um Hilfe bitten. Da sollte dann ein Beruf, bestehend aus einem gewünschten Tätigkeitsfeld und einer Funktion herauskommen. Das kann sich auch verändern im Laufe seines Lebens.
Dann die Kontrolle: Hat das was mit Maschinenbau zu tun?
Tja, und dann taucht natürlich folgende Frage auf:
Maschinenbau ist ein weit gefächertes Studium. Man kann sich (zumindest nach dem Studium) in vielen Gebieten austoben. Ganz nach persönlicher Neigung. Die Ausrichtung kann dabei während des Studiums durch persönliche Neigungen und Vorlieben erreicht werden.
So bieten sich viele Felder für einen späteren Arbeitsplatz an:
Ausschlaggebend ist für die Ausrichtung maßgeblich der persönliche Einsatz und die eigenen Wünsche und Ziele. Man kann mit einem abgeschlossenen Maschinenbaustudium so ziemlich alles anfangen. (Wie mit vielen anderen Studiengängen auch)
Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, ob man Maschinenbau studieren soll. Es hängt wirklich von einem selbst ab. Zum Studium selbst ist zu sagen, dass es ganz Allgemein teilweise sehr trocken ist. Der Praxisbezug lässt selbst an der Fachhochschule mitunter zu wünschen übrig. Es gibt Prüfungen, auf die lernt man nur, um sie zu bestehen. Von bleibenden Kenntnissen kaum eine Spur. Aber ich möchte nicht an unserem Bildungssystem herummäkeln.
Dennoch gibt es auch viele Fächer, die viel Spaß machen. Welche? Das hängt wieder von der eigenen Persönlichkeit ab. Mir hat eigentlich das Meiste zumindest einigermaßen Spaß gemacht. Wichtig ist natürlich ein gewisses technisches Interesse und Verständnis. Nur so lassen sich Zusammenhänge, mathematische Formeln und Faktoren überhaupt würdigen. Vieles hat irgendwie mit Mathe zu tun. An der TU mehr, an der FH weniger. Das heißt aber nicht, dass es an der FH ein Spaziergang wäre. Man muss schon was tun. Und wenn man in weniger als 10 Semestern an der FH seinen Abschluss machen will bzw. unter 12 an der TU, dann gehört man nicht zur der Gruppe von Studenten, die jeden Tag bis mittags ausschlafen. Von den Konstruktionsarbeiten, die neben dem Studium anzufertigen sind ganz abgesehen. Für Partys reicht’s aber allemal noch (wenn auch nicht in der Prüfungszeit).
Zu der Zeit als ich studiert habe (Mann, hört sich das altbacken an…) ließ sich diese Frage für die, die die Wahl hatten, relativ einfach beantworten: Die FH ist einfach näher an der Realität. Berechnungen werden durchgeführt mit dem Ziel, eine praktische Anwendung durchzuführen. Alles zielt mehr oder weniger auf die Praxis ab. An der TU geht es, soweit ich das mitbekommen habe, ein wenig theoretischer zu. Ziel ist hierbei tendenziell die Forschung. Die Berechnung, ob die Schraube M12 für einen gewünschten Anwendungsfall ausreicht, gerät zur Nebensache. Dafür sind die TU-Jungs und Mädels zum Beispiel allgemein in Mathe unheimlich stark. Denen kann man da nichts vormachen.
Mein Tipp: Eine bis drei Vorlesungen jeweils an der TU und an der FH ansehen. Anschließend entscheiden, was einem besser gefallen hat. Dabei kann man dann gleich noch die dortigen Studenten um Rat fragen. Nur keine Angst! Studenten sind meist sehr freundlich, offen und “Antworten-freudig”.
Zum Berufsleben in der freien Wirtschaft: Hier scheint der Unterschied zwischen FH und TU tendenziell immer unwichtiger zu werden. Es gibt gewisse Jobs, die TU-Absolventen vorbehalten sind, besonders in der Forschung und auch in der Entwicklung. Mitunter werden für Führungspositionen nach wie vor TU-Absolventen bevorzugt. Ausschlaggebender sind jedoch meist persönliche Fähigkeiten.
Während des Studiums kann man viel lernen - wenn man will.
Man muss aber nicht. Man könnte auch spitzfindig sagen, dass das meiste, das man später im Berufsleben braucht, entweder durch die persönliche Entwicklung erlernt wird, unabhängig vom Studium, oder erst im Beruf selbst. Durch den Studiengang selbst erfährt man mehr oder weniger eine gewisse Basis, die später allgemein hilfreich ist. Dies ist, soweit ich mitbekommen habe, in anderen Studiengängen mitunter ähnlich.
Grund dafür ist speziell beim Maschinenbaustudium die große Bandbreite der möglichen Spezialisierungen, die danach möglich sind. Dies kann im allgemeinen Maschinenbaustudium nicht vollständig abgedeckt werden. So will der Gießereibetrieb natürlich ausgebildete Gießereifachingenieure. Der Betrieb, der Produktionsanlagen plant, möchte aber natürlich eine ganz andere Ausrichtung. Diese Richtungen sind nicht vollständig vereinbar, so dass, wie bereits erwähnt, nur eine Grundausbildung durchgeführt werden kann, so lang man sich nicht an einer bestimmten Hochschule von Anfang an spezialisiert.
Dies ist aber nicht unbedingt als Manko anzusehen, denn diese allgemeine Ausbildung ermöglicht einen flexiblen Einsatz im Berufsleben. Dadurch wird ein Studium “ohne Scheuklappen” möglich, das auch andere Disziplinen berücksichtigen kann.
Grundsätzlich aber gilt:
Keine Panik!
Es gibt im Laufe des Studiums viele Situationen, in denen man nicht weiß, wo einem der Kopf steht, und was man zuerst anfangen soll. Eine Konstruktionsarbeit, zwei Berichte, den Praktikumsversuch vorbereiten und noch schnell Geld verdienen. Ganz schön hektisch. Aber nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Man muss sich erst mal eins verinnerlichen: 100 % iss nich!
Ich meine damit nicht, dass man faulenzen und alles vernachlässigen soll. Nein. Man muss sich überlegen, was wichtiger ist. Zum Beispiel könnte es sein, dass die Berichte nicht ganz so astrein sein müssen? Oder kann die Vorbereitung etwas kürzer ausfallen? Es muss nicht alles perfekt sein! Lasst es locker angehen, aber vergesst nicht das Wichtige: Worauf es Noten gibt, sollte eine höhere Priorität einnehmen.
Manche haben dabei ein wenig Probleme. Dann sollte man sich vielleicht einen Tagesplaner zulegen. Doch auch mit so einem Terminplaner kann noch einiges danebengehen. Wer das Gefühl hat, dass seine Zeit einfach so verschwindet, sollte sich um ein geordnetes Zeit- und möglicherweise auch Selbstmanagement kümmern. Es gibt auch Bücher für so was, Stichwort „Zeitmanagement“
Und zu guter letzt: Kopf hoch! Ihr schafft das schon! :-)